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Personalhaus Areal Koch, Samedan

Architektonisches Konzept

Das Personalhaus des Alters- und Pflegeheimes und des Spitals Oberengadin reiht sich in die Gebäudekette entlang der Hauptstrasse von Samedan ein und reagiert durch seine Form auf die besondere Lage am Spitalpark und am Hang. Der Baukörper begleitet zunächst die Strasse und schlängelt sich dann entlang des Spitalparks bergauf in Richtung der alten Spitalgebäude. Durch diese Bewegung wird der Park gefasst und ein kleiner Vorplatz an der Strasse gebildet.
Der amorphe Baukörper ist der Ausdruck des spezifischen Ortes und verortet Topografie, Proportion und Städtebau.

Im Innern treffen die Struktur der Wohnungen auf einen frei angeordneten Erschliessungszwischenraum. Sobald der Bewohner die hangseitige Kaskadentreppe betritt, beginnt ein Raumerlebnis mit dem Farbenspiel der bunten Fensterleibungen und dessen Spiegelung in der raumbildenden Treppenanordnung. Farben widerspiegeln die Farbigkeit der Engadiner Jahreszeiten.

Konstruktion

Die Gebäudehülle besteht aus einem einschichtigen Wärmedämmstein von 43 cm Stärke. Dabei handelt es sich um Leichtbacksteine, die Innen und Aussen verputzt wurden. Zwei Betonkerne stabilisieren das Gebäude zusätzlich und dienen der Stabilität im Fall von Erdbeben. Der Innenausbau ist in Leichtbauweise ausgeführt.

Die technische Ausrüstung wird den heutigen Ansprüchen in Hinblick auf den Energieverbrauch, die Lüftung und den Schallschutz gerecht. Das Gebäude ist mit Wärmepumpe (Erdwärme) und kontrollierter Wohnraumlüftung für die Zukunft energetisch nachhaltig ausgestattet und besitzt das Energielabel „Minergie“.

Kunst am Bau

In Zusammenarbeit mit dem Künstler Gregori Bezzola (Bubendorf) konnte ein zeitgemässes Sgraffito auf der Fassade realisiert werden.
Vor dem Hintergrund der alten Sgraffitofassaden stellte sich die Frage nach einer zeitgenössischen Interpretation der alten Technik. Das Entwickeln einer eigenen Haltung war dabei Voraussetzung für die Erstellung eines modernen Sgraffito.
Sgraffito ist eine besondere Putztechnik, in der verschiedene Putzschichten übereinander aufgetragen und „al fresco“ Verziehrungen herausgekratzt werden. Das traditionelle Engadinerhaus wurde mit dieser Technik verziert.

Auch bei diesem modernen Sgraffito wurde auf eine einfache handwerkliche Herstellungsweise zurückgegriffen. Dabei kamen heute gebräuchliche Techniken zur Anwendung. Die Abgrenzung unterschiedlicher Flächen wurde durch verschieden grobe Putzstrukturen mit unterschiedlicher Schichtdicke erzielt.

Die umgebende Landschaft und die Architektur des Gebäudes bildeten den Ausgangspunkt für die Entwicklung des Sgraffito. Im Gegensatz zum historischen Vorbild, bei dem die einzelnen Fassaden je nach ihrer Bedeutung unabhängig voneinander behandelt wurden, besteht das Sgraffito des Personalhauses aus einer den ganzen Baukörper umspielenden Figur.

Eine Besonderheit im Engadin ist das spezielle Tageslicht. Es ist von grosser Klarheit, schafft starke Kontraste und bewirkt eine klare Abgrenzung von Hell und Dunkel. Die sich im Tagesverlauf verändernden Lichtverhältnisse wurden im Konzept zum Thema gemacht. Je nach Tageszeit und Wetter tritt das Sgraffito einmal mehr und einmal weniger stark in Erscheinung. Bei genauer Betrachtung kann der Ortskundige die als Vorbild genutzte Landschaft noch erkennen. Dieses Fassadenbild erzählt nicht wie das traditionelle Sgraffito etwas über die Bewohner des Gebäudes, die ja ständig wechseln, sondern bezieht sich auf den konkreten Ort, mit dem das Gebäude verwurzelt ist und welcher den Bewohnern eine zeitweilige Heimat bietet.
Indem man die Landschaft als Spiegelbild auf der Fassade abgebildet hat, ist nun von aussen sichtbar, was eigentlich nur vom Gebäudeinneren aus wahrnehmbar wäre. Zudem bewirkt die durch die Spiegelung hervorgerufene Verfremdung des gewohnten Landschaftsbildes einen neuen Blickwinkel auf die umgebende Bergwelt. Der Betrachter ist zum Rätseln über den Sinn des Dargestellten und zum Nachdenken über das Verhältnis zwischen Landschaft und Architektur sowie über die Bedeutung des Sgraffito in unserer Zeit eingeladen.

In diesem Bau bilden Form, Licht, Struktur und Farbe eine Symbiose.