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Mehrfamilienhaus, Flims

Flims - ein ehemaliges Bergbauerndorf – hat sich durch den Tourismus stark verändert: Im 19. Jh. entwickelte sich das Dorf kontinuierlich zum Kurort. In diesem Zuge wurde der Dorfkern sukzessive erweitert, landwirtschaftlich genutzte Bereiche, die an den Dorfkern angrenzen, wurden sukzessive eingezont. Neubauten entstanden und führten zu einer bis heute andauernden Verdichtung. Die Ausnutzungsziffer dieser Quartiere ist sehr hoch, was die planerischen Ziele eines verdichteten Bauens aufzeigt.
Der unmittelbare Dorfkern ist grösstenteils geprägt von Holzbauten. Einige, wenige Häuser (reformierte Kirche, Schlössli, etc.) sind als verputzte Steinbauten ausgebildet. In den Erweiterungszonen wurde diese homogene Struktur zugunsten einer baulichen Vielfalt nicht weitergeführt: Das Quartier um die Via Sulten ist geprägt durch eine heterogene Struktur. Es präsentiert sich in der Aufreihung unterschiedlichster Bauvolumina, welche in Grösse, Proportionen, Ausrichtung und Architekturgestaltung völlig unterschiedlich sind.
Diese Diversität wird durch die Villa Crap la Tgina als homogenes Gebäude beruhigend ergänzt.

Die Villa reagiert mit einem gesamtheitlich klaren und ruhigen Gebäudevolumen. Die Aussenwände sind untereinander abgewinkelt, sie bilden im Norden einen Eingangsbereich aus, im Süden spannen sie zwei Aussenbereiche für die unteren Wohnungen auf.
Über diesen unregelmässigen Grundriss ist die Richtung des Giebels so gewählt, dass er zur Strasse hin sofort sichtbar ist, aber im Verlauf des Daches ändert er seine Richtung, sodass zwei Knicke entstehen. Der aus dem Grundriss und dem Firstverlauf resultierende Verlauf der Dachkante bricht den Baukörper und generiert eine lebendig verlaufende Dachkante. Durch diese Brechung erscheint der Baukörper trotz seiner Grösse vielseitig und differenziert.
Die Fassade ist in Kalksteinbeton materialisiert, woraus eine beigebraune Farbgebung resultiert. Die Oberfläche ist nachträglich mit einem Stockhammer bearbeitet, so dass die Zuschlagsstoffe sichtbar werden. Dadurch treten differenzierte Materialeigenschaften des Kalksteins wie Farbgebung und Oberflächenstruktur hervor. Die Oberfläche changiert dadurch im Licht.

In dieser Villa befinden sich drei unterschiedlich grosse Wohnungen, die sowohl getrennt voneinander als auch miteinander genutzt werden können. Die Erschliessung erfolgt über die Nordweite und einem innen liegenden Treppenhaus.
Jedes Zimmer dieser Wohnungen vermittelt durch seine Geometrie, Grösse und Ausrichtung einen anderen Raumeindruck: Von kleinen in sich gekehrten Schlafräumen bis hin zu einem zweigeschossigen Raum, in dem die asymmetrisch verlaufende Firstlinie sichtbar wird, reichen die Raumeindrücke.
Die Aussenwände innenseitig sind aus beige eingefärbten Beton, die Zimmertrennwände sind verputzt und ähnlich dem Beton gestrichen. Die Badezimmer sind mit demgleichen Kalkstein - aus dem auch die Fassade hergestellt ist - belegt. Holzeinbauten aus Kastanie ergänzen den Bau.